Freitag, 6. Mai 2011

Istanbul

Die Ankunft in Istanbul hatte für meine Reise einen hohen symbolischen Wert. Ich hatte die Grenze von Europa erreicht, und obwohl die Türkei und ihre Kultur und Sprache für Europaeer insbesondere Deutsche relativ vertraut ist, stellt sıe den Übergang zum unbekannten (aus meiner Sicht) dar.
Istanbul ist eine pulsierende Metropole mit einer langen Geschichte. Die Möglichkeiten den Tag und oder dıe Nacht zu verbringen sind somit aeusserst vıelfaeltig. Ich war in meinen sieben Tagen Aufenthalt allerdings etwas eingeschraenkt, da ich zu mindest das iranische Visum in Istanbul beschaffen wollte. Dies gelang mir auch.
Waehrend ich aus dem genannten Grund auf eine ausschweifende Clubtour mit einem Haufen Australier verzichten musste, hatte ich doch ausreichend Zeit um ein paar andere Dinge zu erleben. Im folgenden werde ich mich auf die Hıghlights, im positiven wie auch im negativen beschraenken.
Am Dienstag hatte ich mir überlegt, dass ich nach meinem Besuch des iranischen Konsulats keine Lust habe mich in die Schlangen für eine der Sehenswürdıgkeiten einzureihen. Deshalb habe ich mir eıne Haltestelle auf der Karte ausgesucht, die weit genug vom Touristenstrom weg war und bin, mit dem hervoragenden ÖPNV dorthingefahren. Der Orginalplan sah so aus, dass ich von der Haltestelle bis zu einem Bootsanleger laufe und von dort aus wieder in die Naehe des Gewürzbasars gelange. Da keine meiner Karten das Viertel zufriedenstellend darstellten, ging ich in die Richtung (bergab) in der ich das Goldene Horn (Bucht) und damit den Bootsanleger vermutete. Nach einem laengeren Marsch wurde ich von einem Anwohner in eın Gespraech verwickelt und gefragt was ich dort eigentlich mache. Das konnte ich nichthinreichend erklaeren. Zum einen aufgrund der knappen Englischkenntnisse meines Gegenübers zum anderen wusste ich auch nicht so genau was mich gerade dort hin verschlagen hatte. Daraufhin wurde ich zum Karten spielen in sein Stammcafe eingeladen. Nach zwei Cay und zwei von mir gewonnenen Spielrunden (ich durfte hauptsaechlıch die Karten halten und musste die Regeln aus den Handlungen meines Mitspielers ableiten), wurde ich auf ein Bier in den naechsten Getraenkemarkt / Kiosk eingeladen. Einige weitere Biere und eine Reihe von Snacks folgten dem ersten. Ausserdem konnte ich den Besitzer des Getraenkemarkts in einem anderen Kartenspiel deklassieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich viele nette Leute kennengelernt und einen Einblick in die Alltagskultur von einigen türkischen Maennern erlebt habe.
Der 1.Mai wird auch in der Türkei als Tag der Arbeit begangen, dem Anschein nach im grossem Stil. Als ich mich am fruehen Nachmıttag auf dem Weg in Richtung Taksimplatz, dem Ort der zentralen Kundgebung, machte kamen mir die Massen der sich aufloesenden Demonstration entgegen. Der Taksimplatz war bei meiner Ankunft mit den verbleibenden Demonstranten noch zu einem Drittel gefuellt, jeder der nicht von Menschen besetzte Quadratzentimeter wurde von leeren Plastikflaschen eingenommen. Auf meinem Rückweg wurde ich Augenzeuge von Szenen, die man in Deutschland zu dieser Zeit auch aus Berlin oder Hamburg kennt. Eine Gruppe Halbstarker (danke deutsche Sprache für dieses schöne Wort) nutzte eine Lücke in der Absperrung um aus einer Gasse heraus mit Steinen und Flaschen auf eine Gruppe Demonstranten zu werfen. Die Polizei setzte relativ schnell eine Reihe Einheiten in Bewegung. Das fazinierende an dieser Situation war die Reaktion der Journalisten. Kameraleute, Fotografen und Reporter mit Gasmaske am Gürtel positionierten sich neben und einige sogar vor den Polizeikraeften um Bilder für die Nachrichten und Zeitungen zu liefern. Allerdings führte das massive Polizeiaufgebot zu einer Flucht der Steinewerfer und somit einem schlechten Tag für die Journalisten.
Das negative Highlight meines Aufenthalts in Istanbul stellt der Samstag abend dar. Nach dem ich am Samstag schon sechs Tage in Istanbul war und noch nicht am Nachtleben (in dieser Definition spaeter als 1 Uhr) teilgenommen hatte, wurde es höchste Zeit das zu aendern. Was in angenehmer Runde in der Dachbar meines Hostels begann, sollte sich in einen katastrophalen Abend verwandeln. Der erste Fehler war, dass uns der Aufbruch aus dem Hostel erst um 0.30 Uhr gelang. Anstatt direkt zum Zentrum des Nachtlebens, dem Taksimplatz zu fahren, folgten wir unserem Barkeeper in eine lokale Bar. Eine halbe Stunde spaeter nahmen wir ein Taxi in Richtung Clubs. Der zweite Fehler war es von jemanden aus dem ersten Taxi, anstatt klare Anweisungen zu geben, den Taxifahrer die Anweisung zu geben uns zu einem guten Club bringen zu lassen. Der Club war wie man sich denken kann ein Reinfall, genau wie die Taxifahrt dorthin, einer der Neuseelaender kotzte aus dem Fenster. Der dritte Fehler war es auf das Halbwissen eines Amerikaners zu hören. Er hatte von einem Club gehört, der grossartig zum feiern sei. Unser Taxikorso setzte sich dorthin in Bewegung, aber nicht für lange Zeit. Auf der Anfahrt zum Club standen wir dreissıg Minuten im Stau (von 2.00 - 2.30 Uhr). Nach dem der Grossteil der Gruppe im Club war, hiess es, dass nicht alle hereingelassen werden. Die Konsequenz war, dass wir es letzendlich am Taksimplatz versuchten. Gegen 4 Uhr gaben wir dann unser bestes um in einen Club zu kommen. Dies gelang auch im dritten Anlauf. Allerdings war der Club wirklich keine Perle des Amusements - spaerlıch gefüllt, ausschliesslich türkische Musik spielend und überteurte Getraenke. Um 4.30 Uhr hatte dann der Grossteil der Gruppe, eınschliesslich meiner Person genug von dieser Nacht.
Natürlich habe ich auch eine Reihe von Sehenswürdigkeiten gesehen. Da diese aber eher gesehen als beschrieben werden sollten schliesse ich jetzt.
Blick von der Dachterasse meines Hostels






1 Kommentar: