Mittwoch, 22. Juni 2011

Turkmenistan

Turkmenistan ist nicht an Touristen interessiert. Ein Touristenvisum ist nur mit einer Tour und staatlichem Reisefuehrer zu bekommen. Deswegen besuchte ich dieses Land mit einem fuenf taegigen Transitvisum, dass mir einen Aufenthalt entlang der Hauptverkehrsadern zwischen den in meinem Visum eingetragenen Grenzuebergaengen erlaubte. In diesen fuenf Tagen war ich in den Staedten Asgabat, Mary und Turkmenabat.
Die Hauptstadt von Turkmenistan Asgabat liegt wenige Kilometer von der Grenze zum Iran entfernt. In dieser Stadt wurde der verstorbene Praesident Niyasov geboren. Waehrend seiner Herrschaft hatte dieser den Kommunismus durch einen ausufernden Personenkult erstetzt. Er liess sich als Turkmenbashi verehren.
Asgabat ist von zwei Zielen gepraegt. Zum einen ein modernes Bild von Turkmenistan an die Welt zu vermitteln und zum anderen Niyasov zu huldigen. Ich koennte mich hier ausfuehrlich dazu aeussern, warum ich Asgabat als beklemmend und langweilig und nicht wie von den Erbauern gedacht modern und beeindruckend empfunden habe. Aber ich versuche mich auf einige Saetze zu beschraenken. Die meisten Gebaeude im Zentrum von Asgabat sind nicht aelter als 30 Jahre. Anstelle einer gewagten, vielseitigen Architektur zeichnen sie sich durch einen unglaublichen Uniformismus aus. Alles ist in einer Kombination aus Weiss bzw. Marmor und Gold gehalten. Die einzige Abwechslung stellen goldene Statuen von Niyasov dar. Der beklemmende Eindruck wurde zum einen durch die unglaubliche Anzahl an Minsterien erzeugt. Gefuehlt ist jedes zweite Gebaeude ein Ministerium, zum Teil mit abenteuerlichen Zweck (z.B. das Ministerium fuer Fairness). Zum anderen wurde der beklemmende Eindruck durch oeffentliche Flaechen und Gebaeude gepraegt, dessen Zweck es ist Menschen zu beeindrucken aber nicht ihnen zu dienen. Ich habe mit Magenkraempfen (Hygenie bei der Nahrungzubereitung oder Wasser) in mehreren Parks vergeblich versucht eine oeffentliche Toilette zu finden und musste im Endeffekt in einem Regierungsgebaeude ausweichen.
Der Eindruck einer menschenfeindlichen, insbesondere touristenfeindlichen Umgebung hat sich mir in Turkmenistan in zwei weiteren Situationen gezeigt. Zum einen bei den Hotelpreisen, es gibt einen ueberteuerten fuer Auslaender und den moderaten Preis fuer Einheimische. Der Versuch die Preise nachzuverhandeln scheiterte daran, dass diese von einem Ministerium in Asgabat vorgegeben werden. Die zweite Situation war mein Versuch Asgabat per Zug zu verlassen. Als ich nach einer aufwendigen Suche den Ticketschalter in einem Nebengebaeude des Bahnhofs gefunden hatte, wurde dieser fuer eine Stunde geschlossen. Als er wieder oeffnete wurde mir gesagt, dass das naechste verfuegbare Ticket fuer den letzten Abend  meines Visums zu bekommen sei. So verliess ich Asgabat mit einem Sammeltaxi, dessen Fahrer nicht besonders an seinem Leben zu haengen schien.
In Mary passierte nicht sehr viel. Das selbe Einerlei aus ueberteuerten Hotel, goldenen Niyasov Statuen und Schaschlik.
Bis zu meinem letzten Abend in Turkmenistan hatte ich wenig positives an diesem Land gefunden. Das einzige was mir Freude bereitete war der Anblick von Sandwuesten und Kameln am Strassenrand waehrend der Taxifahrten. Ich hatte das Kapitel Turkmenistan schon innerlich abgehakt und wollte nur noch ein Hotel fuer maximal 30 Dollar finden. Doch dies gestalltete sich aeusserst schwierig. Als auch das vierte Hotel einen Preis weit jenseits meiner Obergrenze verlangte, bot mein Taxifahrer mir an mich zu einem privaten Quartier mitzunehmen. Dort angekommen wollte der Taxifahrer 30 Dollar fuer die Uebernachtung verlangen. Doch die Besitzerin bestand darauf, dass ich ihr Gast sei.
Ich wurde umfangreich mit Speisen und Tee versorgt. Da es mit meinem Russisch leider nicht weit her ist, wurde eine junge Frau aus der Nachbarschaft hinzugeholt. Soe sprach aufgrund einer Au pair Taetigkeit in Deutschland und Oesterreich sehr gut Deutsch.
Am Abend fielen Wasser und Strom aus. Strom, Gas und Wasser sind umsonst aber nicht unbedingt zuverlaessig in Turkmenistan. Das Abendessen musste im Kerzenschein und ohne Klimaanlage eingenommen werden. Das groessere Problem war allerdings, das ich mich nicht mehr davor druecken konnte Wodka zu trinken.
Am Morgen des naechsten Tages kaempfte ich mich aus dem Bett und verfluchte die Person, die den Wodka erfunden hat. Ein Kater bei 36 Grad Celsius ist wirklich grausam. Irgendwie schaffte ich es dennoch bis zur Grenze.







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