Freitag, 22. Juli 2011

China IV, Shanxi Provinz

Taiyuan
Der Bus kam um 6.30 Uhr in Taiyuan an. Ich nahm ein Taxi zu einem Hotel, das vermeintlich Auslaender beherbergen sollte. Dies tat es natuerlich nicht. Nach etwas suchen und einem ordentlichen Regenguss, hatte ich ein Hotel gefunden. Relativ modern und in Bahnhofsnaehe scheint die Formel fuer moderat bepreiste, Auslaender aktzeptierende Hotels zu sein.
Am fruehen Nachmittag fuhr ich in das gelungene Museum der Provinz Shanxi. Der Eintritt war kostenlos, das Museum relativ neu und die Ausstellung weitestgehend interessant. Das einzige was ich mal wieder nicht verstand war das Verhalten der meisten Chinesen. Waehrend sich einige, genau wie ich, die Zeit nehmen die Austellungsstuecke zu betrachten, fotografiert ein Grossteil jedes Ausstellungsstueck, wuerdigt es aber keines zweiten Blickes. Diese Ignoranz stoerte mich, ich konnte sie aber verdraengen, da das Museum nicht so ueberfuellt war, wie die Terakotta Armee Staette am Vortag.
Nach den ergiebigen Regenfaellen am Vormittag wurde ich am Nachmittag Zeuge davon, dass man kein funktionierendes Strassenentwaesserungssystem braucht, wenn man ueber ein schier enloses Herr an billigen Arbeitskraeften verfuegt. Eine riesige Pfuetze, die die Haelfte einer der Hauptstrassen einnahm wurde einfach weggefegt.
Am Abend wurde ich das Opfer der Paranoia der chinesischen Regierung vor einer Internetrevolution. Internetcafes verlangen einen chinesischen Ausweis, damit man dort surfen kann. Eigentlich sollten sie auch einen auslaendischen Reisepass aktzeptieren, tun dies aber meistens nicht. Fuer gewoehnlich kann ich ueber den Ausweis eines Mitarbeiters surfen. In Taiyuan war ich bereits in zwei Internetcafes gescheitert, im dritten konnte ich dann das Personal bestechen.
Am naechsten Morgen besorgte ich mir im riesigen SPAR-Supermarkt ein westliches Fruehstueck und fuhr anschliessend mit dem Bus nach Datong.

Datong
In Datong investierte ich etwas mehr in mein Hotelzimmer, da es in Stroemen regnete und ich keine Lust hatte im Regen nach Alternativen zu suchen. Dafuer war das Hotel neu und Fruehstueck inklusive. Den Grossteil meines ersten Tages verbrachte ich aufgrund einer leichten Erkaeltung und anhaltenden Regen im Hotelzimmer. Am Abend verliess ich dieses um mir ein Zugticket nach Beijing zu kaufen und eine Tour zu den beiden grossen Sehenswuerdigkeiten rund um Datong zu buchen. Das einzige Internetcafe in der Naehe meines Hotels durfte ich ohne chinesischen Ausweis nicht nutzen.
Nach dem Fruehstueck umgang ich die restriktive Politik des Internetcafes indem ich direkt die Kunden fragte. So konnte ich meine Unterkunft in Beijing sicherstellen. Anschliessend ging ich zum Treffpunkt, an dem der Tourbus abfahren sollte. Eigentlich bevorzuge ich es auf eigene Faust zu den Sehenswuerdigkeiten zu gelangen, in diesem Fall waere es mir ohne Tour allerdings nur moeglich gewesen eine der zwei Sehenswuerdigkeiten zu sehen. Mit Hilfe des Tourbuses konnte ich sowohl das haengende Kloster als auch die Yungang Grotten sehen. Meine Tourgruppe war rein europaeisch, bis auf eine hollaendische und eine italienische Familie allerdings vollstaendig franzoesisch sprachig.
Zuerst ging es zum 70 Kilometer entfernten haengenden Kloster. Es ist in einem engen Tal mit Flusslauf gelegen. Um Schaeden durch Hochwasser zu vermeiden hatten die Moenche die etwas wahnwitzige Idee, das Kloster in mitten der Felswand zu errichten. Das Kloster ist nicht besonders gross aber die ungewoehnliche Architektur weiss zu beeindrucken. Insbesondere wenn man am Rand der niedriegen Ballustrade steht und hinunter schaut.
Das Restaurant zur Mittagspause war keine Option fuer mich, da nach meiner Erfahrung das Tour Essen meist maessig und die Getraenke ueberteuert sind. Ich kaufte mir stattdessen in einer Baeckerei eine riesige Tuete Backwaren fuer weniger als einen Dollar.
Auf dem Weg zu den Yungang Grotten wurde Datongs gespaltene Persoenlichkeit deutlich. Zum einen ist Datong ein herausragenes Tourismusziel, zum anderen aber auch das Zentrum einer flurierenden Kohleindustrie. Wir fuhren an einem riesigen Kohlekraftwerk vorbei. Dieses wurde vollstaendig von LKW versorgt. In der Umgebung des Kraftwerks konnte man aufgrund des von den LKW aufgewirbelten Staubs und den Emissionen des Kraftwerks kaum etwas sehen.
Einige Kilometer weiter und in direkter Nachbarschaft zu einer Kohlemine befindet sich das Weltkulturerbe Yungang Grotten. Dank der chinesischen Regierung kann man nicht mehr, wie noch vor einem Jahr moeglich, direkt zu den Grotten fahren. Heutzutage fuehrt der Weg durch nagelneue Tempel und ueber einem kuenstlichen See auf dem Bootstouren angeboten werden. Dem Grossteil der Leute scheint diese Erweiterung zu gefallen, die meisten cihinesischen Touristen und ein Grossteil meiner Tourgruppe fotografierten viele der Kulissen. Die Yungang Grotten sind eine Reihe von menschengeschaffene Grotten mit buddhistischen Skulpturen. Es gibt einige grosse Grotten, die die koengliche Familie finanziert hatte und viele kleine Grotten von Privatpersonen. Die Varianz der Buddhafiguren reicht von 2 Zentimeter bis zu mehr als 18 Meter Groesse. Am fruehsten erschaffene Skulpturen haben ein indisches Aussehen, waehrend neuere chinesischer aussehen. Diese Staette ist vollkommen zurecht Weltkulturerbestaette und kann auf die Erweiterung gut verzichten.
Die Busfahrt zurueck in die Stadt etwas verzoegert, da nach heftigen Regen eine Unterfuehrung ueberflutet war. Nach diesem anstrengenden Sightseeingtag genoss ich mein ungewoehnlich luxorioeses Hotelzimmer fuer eine weitere Nacht und machte mich am folgenden Morgen auf nach Beijing.

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