Freitag, 16. September 2011

Kambodscha I, Phnom Penh

Waehrend der Busfahrt von Saigon nach Phnom Penh verfolgte mich ein Gedanke: "Wieviel besser waere es jetzt auf meiner Minsk zu sitzen, anstatt in diesem Bus." Ich hatte die Minsk aus gutem Grund zurueck gelassen und versuchte mich deshalb auf die neuen Eindruecke in Kambodscha zu konzentrieren.
Ich hielt mich weniger als 24 Stunden in Kambodschas Hauptstadt auf. Der Aufenthalt wurde davon gepraegt, dass eine Bande von Trickbetruegern mich als ihr Opfer ausgewaehlt hatten. Mein Bericht von Phnom Penh hat deshalb dieses Ereignis im Fokus.
Nachdem ich ein guenstiges Zimmer gefunden hatte, wollte ich am fruehen Abend einen Eindruck von der Stadt gewinnen. Ich lief am Flussufer entlang, bis mich ein Mann mittleren Alters ansprach. Er sagte, dass er aus Malaysia stamme und eine Frau aus Kambodscha geheiratet hat. Wir unterhielten uns etwas und ich verkuendete in zwei Wochen nach Malaysia zu reisen. Er lud mich zu sich nach Hause ein, dort wollte er mir einige Broschueren ueber Malaysia zeigen. Ich dachte mir er sei als Auslaneder in Kambodscha wahrscheinlich froh sich auf Englisch unterhalten zu koennen. Gutglaeubig aktzeptierte ich seine Einladung.
Kurz darauf sassen wir in einem Tuk Tuk. Dort offenbarte er mir, dass seine Schwester Model sei und bald beruflich fuer eine laengere Zeit nach Deutschland muesse. Ich sollte ihr erklaeren, wie der Alltag in Deutschland aussieht. Waehrend der Fahrt unterhielten wir uns gut und er nutzte geschickt die Informationen, die ich ihm zukommen liess. Als ich ihm erzaehlte, dass mein Vater Ingenieur sei, hatte er einen Sohn der in Malaysia als Ingenieur arbeite.
Wir kamen in seiner Wohnung an. Dort verkuendete seine andere Schwestewr, dass das Model mit ihrer Mutter zum Krankenhaus fahren musste. Ich bekam einen Kaffee und ein paar Broschueren von verschiedenen Regionen Malaysias gezeigt. Dann offenbarte mir der Mann, dass er Chefcroupier in einer internationalen Kasinokette sei. Sein Beruf sei es in den VIP-Raeumen der Kasinos in Asien und Australien die Karten zu verteilen. In dieser Funktion reist er regelmaessig von Kasino zu Kasino. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich, dass es sich um einen Trickbetrug handelte. Anstatt das Haus auf der Stelle zu verlassen, blieb ich sitzen und genoss die Show.
Als naechstes erzaehlte er mir, dass wir bei einem Kartenspiel namens Pontong Poker 21 als Team betruegen koennten und so zu einer guten Summe Geld kommen. Ich willigte zoegernd ein um zu sehen, was als naechstes passiert. Er erklaerte mir das Spiel und wie wir betruegen koennen. Das Spiel wird 1 gegen 1 gespielt. Es ist im wesentlichen Blackjack mit Setzrunden wie beim Poker. Mithilfe von Handzeichen bekam ich die Karten meines Gegners angezeigt. Als ich das System verstanden hatte, erzaehlte er mir, dass er am Vortag Croupier in einem privaten Spiel war. Der Geschaeftsmann aus Brunei, der dieses veranstaltet hatte, bezahlte ihm aber nur einen Bruchteil des vereinbarten Lohns.
Wie es der "Zufall" so wollte kam der Geschaeftsmann vorbei. Ich sollte in einem Bargeldspiel meine Eignung fuer die Kasinos beweisen. Den Einsatz fuer mich stellte der Croupier.
Die schauspielerische Leistung der Beteiligten war nicht Oskar verdaechtig. Ich gewan Spiel um Spiel. Dann bekam ich ein Zeichen, dass ich ankuendigen sollte noch einen Termin zu haben und deshalb nur noch eine Runde spielen koenne. Ich tat dies.
Im letzten Spiel war meine Hand der sichere Gewinner, aber der Geschaeftsmann aus Brunei setzte 30.000 Dollar in Bargeld. Ich ging mit. Anders als zuvor wollte der Geschaeftsmann eine Deckung meines Einsatzes sehen. Der Croupier kam mit 10.000 Dollar in bar wieder, es fehlten aber noch weitere 7.500 Dollar.
Zu diesem Zeitpunkt kam die Diskussion auf wieviel Geld ich aufbringen koennte. Ueber 45 Minuten blockte ich die Vorschlaege des Croupiers ab. Ich erzaehlte, dass ich das Tageslimit meiner Kreditkarte erreicht hatte und erst am Folgetag wieder an Geld kommen koennte. Wir versiegelten die Karten und verschoben das Spiel um einen Tag. Am naechsten Morgen sollte ich an einem Treffpunkt erscheinen.
Anstatt am Folgetag zum Treffpunkt zu gehen, fand ich am selben Abend mit Hilfe von google heraus, dass ich fast das Opfer einer philipinischen Trickbetruegerbande geworden waere. Ich hatte nicht den Weg zum schnellen Reichtum gefunden, dafuer aber eine gratis Show der Extraklasse gesehen und ein neues Kartenspiel gelernt.

Elefant auf den Strassen Phnom Penhs



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